Das vierte Mal mal schon unterstützt die freelens foundation meine Fotoworkshops! Diesmal sind wir — Rendel Freude (Fotografin) und Kristin Kunze (Clown) — unterwegs in Ugandas Norden, in Gulu. Dort haben wir Kontakt zu der NGO Adance Afrika, bei der Irene Erben arbeitet. Mit Irene hatten wir schon zwei Workshops in Ruanda organisiert. AdvanceAfrica ist eine lokale NGO, die sich besonders für Gefängnisinsassen einsetzt. Im Workshop nimmt das gesamte Team teil und auch ein Ex-Häftling mit seinem Mentor. Die Freelens Foundation hat fünf Kameras finanziert und die Prints für die Abschluss-Ausstellung.
Wir haben circa 14 TeilnehmerInnen im Workshop und fangen mit einer fotografischen Vorstellungsrunde an — wie heisse ich, was habe ich schon fotografiert, was kenne ich an Kameras, was wünsche ich mir für die Woche? Schnell stellt sich heraus, dass alle fit sind in Handy-Selfie-Fotografie und die meisten noch keine Kamera benutzt haben. So wird der Plan für die Woche entwickelt, basics zu vermitteln, viel zu fotografieren. Nicht so viel Technik zu erklären, eher Gestaltung und Praxis. Kristin Kunze begleitet den Tag mit Auflockerungsübungen und sammelt die TeilnehmerInnen nach den Pausen immer wieder ein.
Es geht um grundlegende Funktionen der Kamera — fünf Kompaktkameras habe ich mitgebracht, alle mit Sucher. Das ist das Komplizierteste: durch den Sucher ein Bild zu finden ist Neuland für die meisten! Also gibt es Übungen zum Fokussieren, Ausschnitt finden, wann ist der richtige Moment zum Abdrücken, wann ist ein Bild scharf gestellt, was ist dabei Gestaltung … Wir machen einen ersten Fotospaziergang in die Stadt, alle zusammen. Die große Herausforderung: mit der Kamera in der Öffentlichkeit unterwegs sein und Unbekannte darauf ansprechen, sie zu fotografieren. Nach der Rückkehr gibt es eine gemeinsame Bildbesprechung per Beamer und mit viel Lachen über die die Ergebnisse. Es braucht ein Thema für die Ausstellung, darüber wird ausführlich diskutiert, aber noch nicht entschieden. Die gleichzeitig im Haus probende Band mit dem neu gestifteten Schlagzeug macht das Besprechen zu einem besonderen Hör-Erlebnis (auch an den folgenden Tagen …).
Über das Thema haben alle eine Nacht geschlafen und so können wir uns schnell einigen, dass die Arbeit von AdvanceAfrica dargestellt werden soll durch die verschiedenen Bereiche wie zum Beispiel Empowerment, Entrepreneurship, Markatmosphäre. Jede der fünf Gruppen mit jeweils zwei FotografInnen sucht dazu ein konkretes Thema. Bevor alle losspazieren um in der Stadt ihre Motive zu finden, gibt es Input zur Bildgestaltung. Nach der Rückkehr gibt es eine weitere Runde Bildbesprechung mit Schlagzeugbegleitung …
Zwei Projekttage stehen an. Die TeilnehmerInnen sind zu den eigenen Themen in Gulu unterwegs — auf dem Markt, bei den Handwerkern, in den Schulen. Die große Herausforderung bleibt es, sich zu trauen, Unbekanntes und Unbekannte zu fotografieren. Wenn TNs zurück ins Haus kommen, werden die Bilder auf den laptop gespielt und es gibt für jede Gruppe individuelle Bildbesprechungen. Zum Ende des fünften Tages haben wir aus allen Fotos pro Gruppe eine Fünferserie ausgewählt. In Nachtschicht bearbeite ich die Aufnahmen, damit die Daten am nächsten Tag nach Kampala geschickt werden können.
35 Bilder werden in Kampala auf 10 x 16 inch geprintet und auf Holz aufgezogen. Stephen, der aus der großen Stadt kommt, hat die Aufgabe, das sehr schwere Paket zum Ausstellungstag am Sonntag mitzubringen. Er reist mit dem Nachtbus, der natürlich gerade diesmal liegenbleibt, alle müssen ihr Gepäck in einen Ersatzbus umpacken, oben auf das Dach. Trotzdem geht alles gut und morgens um zehn sind auch fast alle da, um die Ausstellung zu hängen. Weil nicht klar ist, ob das Wetter mitmacht, werden zwei Alternativen vorbereitet für draussen und drinnen. Es regnet zum Glück nicht und die Serien bleiben den ganzen Tag draussen an der roten Ziegelmauer.
Jedes Team stellt die eigenen Arbeiten in einer kleinen Rede dem Publikum vor und auf Nachfrage erzählen sie direkt vor den Bildern auch noch die Geschichten dazu. Und die Band mit dem Schlagzeug ist auch wieder da, um die Ausstellung zu unterstützen!