• start
  • portfolio
  • about
  • kontakt
  • links
  • instagram
  • DE
  • EN
  • start
  • portfolio
  • about
  • kontakt
  • links
  • instagram
  • deutsch
  • english
  • impressum
  • datenschutz
RENDEL FREUDE // FOTOGRAFIN

Talking Pictures – Telling our stories

„Erst wenn ich mir selbst in die Augen schau­en kann, bin ich in der Lage ande­re zu sehen wie sie sind“. So beschreibt die 20-jäh­ri­ge Divi­ne den Besu­che­rIn­nen ihre Foto­se­rie – und was Frie­den und Ver­söh­nung für sie bedeu­ten: Frie­den mit sich ermög­licht es, auf ande­re zuge­hen zu kön­nen, die Hand aus­zu­stre­cken und ein Gemein­sa­mes auf­zu­bau­en. Eine Aus­stel­lung mit Arbei­ten der 15 Teil­neh­me­rIn­nen ist das sicht­ba­re und öffent­li­che Ergeb­nis des Work­shops in Ruanda.

Fünf Tage hat­ten wir im Work­shop Zeit mit­ein­an­der – und nach einer Woche Pau­se, um die Bil­der ent­wi­ckeln zu las­sen – einen Tag zum Hän­gen der Bil­der und sonn­tags Aus­stel­lung in den Räu­men von NEVER AGAIN RWANDA (NAR) in Huye, einer Uni­ver­si­täts­stadt im Süden Ruan­das. NAR ist eine loka­le Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on, 1994 nach dem Geno­zid gegrün­det, mit den The­men Frie­dens­bil­dung und Kon­flikt­be­wäl­ti­gung. Letz­tes Jahr hat­te ich sie in ande­rem Zusam­men­hang ken­nen­ge­lernt und die Idee, einen Foto­work­shop anzu­bie­ten. Die FREELENS foun­da­ti­on hat mei­ne Anfra­ge auf Pro­jekt­för­de­rung sofort mit JA beant­wor­tet und alles Nöti­ge unkom­pli­ziert und groß­zü­gig abgewickelt.

 

Eine Woche Zeit …

Mon­tags erwar­ten mich mor­gens zehn jun­ge Erwach­se­ne im Alter von 16–29 Jah­ren, alle High­school- und Uni­stu­den­tIn­nen und Unter­stüt­ze­rIn­nen des Ver­eins NEVER AGAIN RWANDA, zwei von ihnen aus Burun­di, einer aus dem Kon­go, alle ande­ren aus Ruan­da. Fünf Wei­te­re gehö­ren zum Staff von NAR, sie wol­len den Kurs dafür nut­zen, spä­ter sel­ber Work­shops anbie­ten zu können.

Alle sind gut sor­tiert und es wer­den diver­se Grup­pen­re­geln auf­ge­stellt: Ande­re aus­spre­chen las­sen, nur posi­tiv Kri­tik üben, Han­dys blei­ben lei­se gestellt und in den Taschen. Ein Time-Kee­per, eine Chef-du-Vil­la­ge (aus Gleich­heits­grün­den muss es eine Frau sein), ein Logis­ti­ker wer­den aus­ge­wählt. Wort­rei­ches Will­kom­men und Freu­de über die Mög­lich­kei­ten, die sich die­se Woche eröff­nen wer­den. Vor­stel­lungs­run­de der Teil­neh­me­rIn­nen, des Ver­eins, der Foto­gra­fin (und was ist ihr Plan für die­se Woche) und von Kris­tin Kun­ze, mei­ner Mit­rei­sen­den und pro­fes­sio­nel­len Clow­nin, zustän­dig für Ice­brea­ker-Übun­gen. So sind wir ein gutes Team zum Sehen und Bewe­gen in allen Richtungen.

Nach Erle­di­gung aller For­ma­li­tä­ten kön­nen end­lich die Kame­ras aus­ge­packt wer­den: die FREELENS foun­da­ti­on hat fünf ein­fa­che Kame­ras, eine Fest­plat­te für den zu erwar­ten­den Bil­der­berg und die Logis­tik für die Aus­stel­lung (Rah­men und Abzü­ge) finan­ziert. NAR hat bei Bekann­ten noch ein paar Kame­ras aus­ge­lie­hen und so kön­nen in der Woche sie­ben Zwei­terteams mit­ein­an­der arbeiten.

Eini­ge haben noch nie eine Kame­ra in der Hand gehabt, Ande­re sagen in der Vor­stel­lungs­run­de, sie kön­nen foto­gra­fie­ren. So hel­fen sie sich beim Aus­pa­cken und ers­ten Anschau­en gegen­sei­tig. Akku rein, Spei­cher­kar­te rein, Anschalten!

Ers­te Ver­su­che, zu foto­gra­fie­ren: Fokus­sie­re ein belie­bi­ges Objekt und ach­te dar­auf, dass es scharf ein­ge­stellt ist. Was ist Blen­de, was ist Zeit, was ist ein Sensor.

Nach­mit­tags fan­gen die Köp­fe an zu rau­chen: wir brau­chen ein inhalt­li­ches The­ma für die Woche und die Aus­stel­lung. NEVER AGAIN RWANDA, ins­be­son­de­re der im fer­nen Kiga­li sit­zen­de Ver­eins­vor­stand hat ein gro­ßes Inter­es­se an päd­ago­gisch-ver­ein­s­an­ge­mes­se­nen Inhal­ten. Jeweils zwei Teil­neh­me­rIn­nen wer­den ein Team und brain­stor­men mit den Begrif­fen wie Frie­dens­ar­beit, Ver­söh­nung, Art for Peace, Tal­king silence und wie sich das in Bil­der umset­zen lässt.

Zum Tagesen­de brau­chen alle Auf­lo­cke­rung und Kris­tin beginnt mit Bewe­gung und Gesang die Teil­neh­me­rIn­nen zu einer Grup­pe zusammenzufügen.

 

Gestaltungen hoch und quer …

Der Diens­tag ist für Gestal­tungs­grund­la­gen und vie­le Übun­gen reser­viert. Was passt bes­ser: Hoch- oder Quer­for­mat? Was ist Vor­der- und Hin­ter­grund? Was macht Schärfe/Unschärfe im Bild? Das Foto­mo­dell soll Emo­tio­nen zei­gen. Foto­gra­fie­re Struk­tu­ren und Lini­en, kei­ne Men­schen. Bei allen Übun­gen gilt: Foto­gra­fie­re soviel du willst und brin­ge am Ende nur drei Auf­nah­men mit (das ist nicht so ein­fach). Per Bea­mer gibt es meh­re­re Run­den mit Sehen und Bespre­chen der auf­ge­nom­me­nen Bil­der – und auch vie­le Licht­bli­cke in den Gesich­tern der ler­nen­den Foto­gra­fIn­nen. Mir war an die­sem Tag wich­tig, den TNs nahe­zu­brin­gen, dass Foto­gra­fie­ren nicht über das Aus­lö­sen getan ist, son­dern dass Sehen, Füh­len und Den­ken die wich­ti­gen Grund­la­gen sind (nutzt euren Kopf und euer Herz und es gibt vie­le Wege um ein Ergeb­nis zu finden).

Die Teil­neh­me­rIn­nen bespre­chen nach­mit­tags in ihren Teams, wel­che kon­kre­ten Din­ge sie wäh­rend der Pro­jekt­ta­ge Mitt­woch und Don­ners­tag foto­gra­fie­ren wollen.

An bei­den Tagen haben die Teil­neh­me­rIn­nen Zeit, in Huye unter­wegs zu sein und frei zu foto­gra­fie­ren. Mitt­woch­nach­mit­tags mache ich mit allen indi­vi­du­el­le Bild­be­spre­chun­gen: Was woll­tet ihr foto­gra­fie­ren, seid ihr mit den Ergeb­nis­sen froh, was hät­te die Aus­sa­ge von die­sem oder jenem Bild ver­än­dert? Mit den Ergeb­nis­sen und neu­en Anre­gun­gen sind die Grup­pen am Don­ners­tag wie­der unter­wegs – und sie machen in den zwei Tagen 1500 Aufnahmen.

Don­ners­tag­nacht ver­brin­ge ich am Rech­ner und stel­le für jede Grup­pe zwei Fün­fer­se­ri­en für die Aus­stel­lung zusammen.

Frei­tags wer­den die Ergeb­nis­se prä­sen­tiert, bespro­chen, bewun­dert. Alle Grup­pen kön­nen ent­schei­den, wel­che ihrer bei­den Seri­en ihnen bes­ser gefällt und die­se für die Aus­stel­lung aus­wäh­len. Man­che ent­schei­den sich, noch etwas zu mischen. Für drei Teil­neh­me­rIn­nen mache ich nach­mit­tags eine klei­ne Ein­füh­rung in die Pro­gram­me Pica­sa und Gimp – bei­de Pro­gram­me sind umsonst zu laden und brauch­bar für Bild­or­ga­ni­sa­ti­on und ‑bear­bei­tung.

 

Fünf Tage später …

Die Teil­neh­me­rIn­nen beschrei­ben nach den fünf Tagen: sie haben gewusst, dass man fürs Foto­gra­fie­ren auf einen Knopf drü­cken muss und das war alles. Nun haben sie ein Ver­ständ­nis dafür ent­wi­ckelt, was SEHEN bedeu­ten kann und dass dafür nicht nur das Auge, son­dern auch die Foto­gra­fIn selbst zustän­dig ist.

Alle Teil­neh­me­rIn­nen erhal­ten ein Zer­ti­fi­kat für ihre Teil­nah­me und ein grü­nes T‑Shirt mit den Logos der FREELENS foun­da­ti­on, von NEVER AGAIN RWANDA und dem ZIVILEN FRIEDENSDIENST (ZFD) aus Deutsch­land, der NAR in Ruan­da bera­tend zur Sei­te steht.

 

Ausstellung!

Am Wochen­en­de bear­bei­te ich die sie­ben Seri­en und Por­traits der Teil­neh­me­rIn­nen für den Druck. Eine CD wird per „Bus-Post“ nach Kiga­li trans­por­tiert und in der fol­gen­den Woche macht ein Labor die Abzü­ge (die eine Hälf­te muss rekla­miert und neu gedruckt wer­den). Die Rah­men wer­den eben­falls in Kiga­li gekauft und von Ire­ne Erben vom ZFD wie­der nach Huye gefah­ren. Sams­tags tref­fen sich eini­ge Teil­neh­me­rIn­nen für die Aus­stel­lungs­vor­be­rei­tung: Rah­men put­zen (es gibt kei­nen Glas­rei­ni­ger in Huye zu kau­fen, also müs­sen Alter­na­ti­ven gefun­den wer­den – und natür­lich wer­den sie gefun­den) und Bil­der hän­gen. Die Wand ist aus Beton und die Nägel so bieg­sam wie Gum­mi. Trotz­dem hän­gen nach eini­gen Stun­den alle Seri­en an der Wand – die Por­traits ste­hen im Kreis auf dem Boden.

Sonn­tags sind alle auf­ge­ru­fen, um neun im Aus­stel­lungs­raum anzu­kom­men. Die­je­ni­gen, die am Sams­tag noch nicht da waren gehen in den Raum, sehen das ers­te Mal ihre Bil­der in Rah­men hän­gen und es ist ihnen viel Stolz und Freu­de anzusehen.

Es wer­den die Auf­ga­ben des Tages ver­teilt: Besu­che­rIn­nen emp­fan­gen, Lis­ten mit deren Namen und Adres­sen fül­len, in der Aus­stel­lung erklä­ren, wor­um es den Foto­gra­fIn­nen ging (eine für alle erschöp­fen­de Tätig­keit, von mor­gens bis nach­mit­tags immer wie­der die­sel­be Run­de zu drehen).

Nach­mit­tags sind alle für eine Dis­kus­si­ons­run­de ein­ge­la­den – Teil­neh­me­rIn­nen und Besu­che­rIn­nen sit­zen im Kreis und geben State­ments zu Bil­dern, Frie­den und Entwicklung.

Es braucht Bewe­gung! Wir been­den unse­re Aus­stel­lung mit dem Kreistanz und Gesang „Bele Mama“ und danach Dis­ko für alle. Die Aus­stel­lung wird Mit­te Dezem­ber noch­ein­mal in Huye gezeigt – in offi­zi­el­lem Rah­men in der Stadt­hal­le von Huye.

Wie es wei­ter­geht? NAR ver­leiht die Kame­ras an die Teil­neh­me­rIn­nen, wenn sie eige­ne Pro­jek­te star­ten wol­len. Wir wol­len dass es Fol­ge­work­shops geben wird. Zur Zeit recher­chie­ren wir sinn­vol­le Mög­lich­kei­ten, wie die Stu­den­tIn­nen online foto­gra­fisch wei­ter­ar­bei­ten und sich ver­bin­den können.

> Fre­e­lens Foundation

< ZURÜCK ZUR ÜBERSICHT
< ZURÜCK ZUR ÜBERSICHT